Infowar auf dem Balkan?

Offensichtlich nutzt die NATO auch Hacker-Methoden beim Angriff auf Jugoslawien. Sicherheitsexperten raten jedoch zur Vorsicht.

 
 
  Erschienen im inzwischen abgeschalteten Online-Nachrichtenangebot Newsboard.de am 26. März 1999.  
 
 
  Elektronische Kriegsführung, auch Infowar genannt, gilt den Strategen der hochgerüsteten Industrienationen als größte Bedrohung. Militärisch für kleinere Staaten nicht zu schlagen, könnten diese, so befürchten die Kriegsherren, mittels gezielter Hacks die ohne Computer kaum funktionsfähige Infrastruktur des Westens lahmlegen.

Doch offensichtlich wissen die westlichen Militärs nur zu gut, wovon sie sprechen: Nach einem Bericht von ZD-Net USA werden die Bomberangriffe der NATO durch elektronische Kriegführung unterstützt. Techniker der NATO haben die serbische Telekommunikationsinfrastruktur gehackt. Nach Angaben von Militärexperten haben es die NATO-Hacker daneben vor allem auf die Radarsysteme abgesehen.

Die Netz-Infrastruktur ist in Jugoslawien derzeit noch nicht weit genug ausgebaut, daß die Computersysteme des Landes ein lohnendes Ziel wären. Allerdings gehen Sicherheitsexperten wie Frank Cilluffo vom Center for Strategic & International Studies nicht davon aus, daß die NATO direkte Angriffe auf die serbische IT-Infrastruktur startet. "Wir haben mehr zu verlieren als sie, wenn wir diesen Weg wählen. Denn dann offenbaren wir unsere eigene IT-Infrastruktur."

Doch hat das Internet im gegenwärtigen Balkan-Konflikt auch einen positiven Effekt: Der oppositionelle Belgrader Radiosender B92, der wie andere unabhängige Medien der Zensur anheimgefallen ist, sendet per Real Audio-Stream über das Netz. Die B92-Redaktion dürfte sich an diese Umstellung ihres Programms inzwischen gewöhnt haben - der Sender wird regelmäßig in Krisenzeiten von der Regierung gestört oder zensiert.

 
 
 

 
  © 1999 Werner Pluta, Newsboard.de; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 01/03 wp