Musikschlacht im Dreiländereck

In Freiburg startet heute die Konkurrenz zur Ton-Messe PopKomm

 
 
  Erschienen in der Berliner Zeitung am 12. Mai 1995. Zum "großen Bruder", der PopKomm in Köln, ging es später in jenem Jahr.  
 
 
  Alljährlich im August beglückt in Köln die PopKomm die musikalische Fachwelt mit einer großangelegten Leistungsschau der Plattenfirmen, die ihre besten Produkte in die Schlacht um Erfolg und Geld führen.

Erst viel Skepsis

Ein anderes Konzept einer Musikmesse hingegen stellen die Europop Days dar, die zum ersten Mal vom 12. bis zum 14 Mai in Freiburg stattfinden. Nach dem Willen der Veranstalter sollen sie künftig einen ebenso festen Termin darstellen wie die Kölner Messe im August.

Ihretwegen herrschte zunächst große Skepsis bei Medien und Industrie. Doch dann kündigten sich immer mehr Teilnehmer an, die Planung bekam eine solche Eigendynamik, daß schließlich sogar MTV aufsprang, um in Freiburg den EuroVideo Grand Prix '95 zu präsentieren. Was aber bieten die Europop Days? Neben einer Messe für das Fachpublikum, auf der aktuelle Fragen aus der Branche mit Fachleuten diskutiert werden, natürlich jede Menge Live-Musik. Etwa 150 Bands aus ganz Europa werden in 17 Hallen auftreten. Jeder Stil ist vertreten.

Einzige Teilnahmebedingung: Daß die Band darf noch keinen Plattenvertrag haben, ihre musikalischen Fertigkeiten müssen höchsten Qualitätsmaßstäben genügen.

Im Gegensatz zur Kölner Materialschlacht, wo nur Gruppen auftreten, die den Durchbruch schon geschafft haben, wird hier das beste Unbekannte aus ganz Europa zu sehen sein. Folgerichtig haben sich von allenw ichtigen Plattenfirmen die A&R ("Artist & Repertoire")-Manager aller Labels angesagt, jene also, die für neue Verträge zuständig sind.

Willkommenes Osteuropa

Neben der breiten westeuropäischen Szene gilt das Interesse der Freiburger Veranstalter vor allem Osteuropa. Dort gibt es zwar eine ganze Menge guter Gruppen, doch es fehlt an Koordination, was einen Austausch erschwert. Hier wollen die Freiburger Entwicklungsarbeit leisten, indem sie Veranstalter und Agenturen aus dem Osten einladen. Die Kontakte sollen dann sowohl unter den Osteuropäern selbst als auch mit Firmen und Veranstaltern im Westen geknüpft werden.

Für die ganze Branche

Die Europop Days sind, im Gegensatz zu Köln, Treff für die gesamte Branche. Anders als zur PopKomm erscheinen nicht nur Vertreter der Medien und der Tonträgerindustrie. Freiburg erwartet alle, die mit dem Musikgeschäft zu tun haben - bis hin zu Instrumentenherstellern und Musikschulen. Für alle soll Platz sein zum Erfahrungsaustausch und zur Zusammenarbeit sein.

Zu den Attraktionen zählt die City University London. Sie stellt in Freiburg den Fernstudiengang "Making Music Work" vor. Der Austragungsort Freiburg ist übrigens keine zweite Wahl. Feiburg liegt im Dreiländereck; damit ist die sonnigste Stadt Deutschlands Veranstaltungsort. Eine Meinung, der sich auch die Europäische Union nicht verschloß - und die Europop Days als europäisches Kulturereignis fördert.

 
 
 

 
  © 1995 Werner Pluta, Berliner Zeitung; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 04/99 wp