Hacking China
 
 
  Im vergangenen Oktober kündigte die Regierung an, zum Schutz von Computerbesitzern und Firmen Hacken unter Strafe zu stellen, nachdem chinesische Server vermehrt Ziel von Hackerangriffen geworden waren. So knackte beispielsweise ein Hacker den Server des China Network Information Center (CNIC) und plazierte auf der Titelseite einen lachenden Totenschädel. Doch die Administratoren von CNIC zeigten sich "auf Draht": Sie legten sich auf die Lauer und konnten den Hacker aus Texas schliesslich dingfest machen. Er wurde per E-Mail verwarnt, derlei in Zukunft bleiben zu lassen.

Gravierender waren die Angriffe auf ChinaNet, den grössten Provider des Landes, der zum Ministerium für Post und Telekommunikation gehört, beispielsweise am 21. Juli letzten Jahres, als nach einem Hackerangriff die Knoten in Shanghai und Harbin acht Stunden offline waren. Noch kommen die meisten Angriffe aus dem Ausland, doch auch die Hacker in China sind auf dem Vormarsch.

Hacking als Mittel politischen Protestes wollen die Hong Kong Blondes einsetzen. Die Hong Kong Blondes ist eine etwa 20-köpfige Gruppe aus Menschenrechtsaktivisten, Wissenschaftlern und Computerfachleuten, die sich nach der Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Juni 1989 zusammenfanden. Seither lotet sie die Sicherheitslöcher in Chinas Computernetzwerken aus. Mit Erfolg: Letztes Jahr hackten sich die Hong Kong Blondes in einen Kommunikationssatelliten der Volksbefreiungsarmee. Unterstützung bekommen die Blonden von der amerikanischen Hackerorganisation Cult Of Dead Cows, deren "Aussenminister", Oxblood Ruffin, auch Sprecher der Chinesen ist. "Die Hong Kong Blondes sind nicht subversiv in dem Sinne, dass sie darauf aus sind, die Computernetze zu verwüsten. Dennoch würden sie zurückschlagen, wenn es systematisch zu massiven Eingriffe in die Menschenrechte käme", beschreibt Ruffin die Gruppe, die fast alle Mtiglieder Angehörige auf dem Platz des Himmlischen Friedens verloren haben. Ihr Hauptaugenmerk richtet sich, wie der Name nahelegt, auf die Situation in Hongkong. Falls sich die Regierung in Beijing nicht an die Abmachungen "ein Land, zwei Systeme" hält, wird sie den Kampf um die Menschenrechte in der realen Welt auf den virtuellen Schauplatz verlegen: "Human rights start on your hard drive."

 
 
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  © 1998 Werner Pluta, smile; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 04/99 wp