Telepathie

Wissenschaftler in den USA implantieren Gelähmten Chips, die durch Gehirnströme gesteuert werden. Die Schwerbehinderten bedienen einen Computer, indem sie daran denken, ein Körperteil zu bewegen.

 
 
  Erschienen im inzwischen abgeschalteten Online-Nachrichtenangebot Newsboard.de am 18. Oktober 1998.  
 
 
  Es muß keine düstere Vision aus einem Überwachungssstaat sein: der in den menschlichen Körper implantierte Computerchip. Was sich immer noch wie Science Fiction ausnimmt, ist dennoch bereits Realität - wie der englische Kybernetiker Kevin Warwick kürzlich bewies: Er ließ sich einen Chip in den Oberarm einsetzen - um vor den Gefahren der Computerisierung zu warnen.

An der Emory Unversität in Atlanta, Georgia hingegen hat eine Gruppe von Forschern es zwei Schwerbehinderten ermöglicht, eine Computer zu bedienen, indem sie ihnen zwei Chips ins Gehirn einpflanzten. Sie sitzen im Bewegungszentrum des Gehirns, das erregt wird, wenn man sich eine Bewegung vorstellt. Der Patient denkt daran, ein Körperteil zu bewegen, die Elektroden des Chips fangen die Impulse der Nerven auf und sendet sie an den Computer. So können die Behinderten Kontakt zur Außenwelt aufnehmen. Indem sie beispielsweise den Cursor auf bestimmte Icons lenken, übermitteln sie Anderen Nachrichten - per Sprachausgabe des Computers. Bislang sind die Kommandos jedoch noch eingeschränkt: Ein Chip steuert die vertikale, der andere die horizontale Cursor-Bewegung.

Der Chip besteht aus einem wenige Millimeter großen, hohlen Glaskegel. Er ist mit Medikamenten gefüllt, die das Nervenwachstum anregen. Nach der Implantation wachsen innerhalb einiger Monate die Nervenenden in das Glasröhrchen hinein und stellen den Kontakt zu den Steuerelektroden her. Vor der Operation ermittelten Roy Bakay und seine Kollegen besonders aktive Zonen des Bewegungszentrum, an denen sie die Chips plazierten. Je nachdem, welcher Nerv in das Röhrchen hineingewachsen ist, müssen die Probanden an die Bewegung eines bestimmten Körperteils denken. Den Umgang mit der Gedankensteuerung lernen sie mit Hilfe eines Feedback-Systems.

Die Signale der Chips werden von einer Spule außerhalb des Schädels aufgenommen und weitergeleitet. Die Spule versorgt auch die Chips mit Energie, indem sie einen schwachen Strom an einen kleinen Sender unter der Schädeldecke induziert.

Seit acht Jahren arbeiten Bakay und seine Kollegen bereits an diesem Projekt. Zunächst erprobten sie es ausgiebig an Affen. Vor achtzehn Monaten erhielten sie die Erlaubnis der US Food and Drug Administration für einen Test am Menschen. Bis eine komplexe Steuerung des Computers durch Gedankenströme möglich ist, weiß Bakay, ist es noch ein langer Weg. Das National Institute of Health ermöglicht ihm und seinen Kollegen den nächsten Schritt - es stellt ihnen die Mittel für drei weitere Implatationen bereit.

 
 
 

 
  © 1998 Werner Pluta, Newsboard.de; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 01/02 wp