Tristan da Cunha online

Die Inselgruppe Tristan da Cunha, Rekordhalter für Abgelegenheit, kann seit Januar per Internet mit der Außenwelt kommunizieren. Früher ging das nur per Post, und das Postschiff kommt alle zwei Monate.

 
 
  Erschienen im inzwischen abgeschalteten Online-Nachrichtenangebot Newsboard.de am 14. Oktober 1998.  
 
 
  Kennen Sie Tristan Da Cunha? Nein? Dabei steht Tristan da Cunha sogar im Guiness Buch der Rekorde - als die "am weitesten entfernte bewohnte Insel". Die nächsten Nachbarn der knapp 300 Einwohner des einzigen Ortes Edinburgh wohnen 2.334 Kilometer entfernt auf der Insel Sankt Helena und in Kapstadt, 2.778 Kilometer östlich der Inselgruppe im Südatlantik.

Die vier Inseln, von denen nur eine bewohnt ist, gehören zu Großbritannien und werden von einem lokalen Vertreter des Gouverneurs von Sankt Helena regiert. Seit Anfang diesen Jahres ist die "am weitesten entfernte bewohnte Insel" etwas näher an die bewohnte Welt herangerückt: Im Januar wurde Tristan ans Internet angeschlossen. Auch wenn es derzeit nur einen einzigen Computer gibt, stellt er für die Bewohner einen Fortschritt dar: Das Postschiff, bisher die einzige Verbindung zum Rest der Welt, kommt alle zwei Monate, einen Flugplatz gibt es auf der Inselgruppe nicht, die selbst ihr Entdecker, der portugiesische Seefahrer Tristão da Cunha, links liegen ließ.

"Das Internet und vor allem E-Mail geben Tristan gewaltigen Auftrieb", schrieb Brian Baldwin, der Verwalter der Inselgruppe, in einer E-Mail an die New York Times. "Früher war die einzige schriftliche Kommunikation der Insulaner mit der Außenwelt die 'Schneckenpost' per Schiff. Die Antwort auf einen Brief dauerte etwa sechs Monate."

Auch die Telephonverbindung ist nicht sehr komfortabel: Es gibt zwei Satellitentelephone via Radio Kapstadt - eines für die Regierung und eines für die Langustenfabrik, der Hauptindustrie Tristans. Fax steht nur für Regierungsangelegenheiten und Notfälle zur Verfügung, die Verbindung ist aber auch nicht zuverlässig. Ein öffentliches Satellitentelephon wird erst installiert. Wichtigster Hinderungsgrund für die Telekommunikation sind die immensen Kosten: Die Verbindung über Inmarsat kostet über fünf Dollar pro Minute. Kein Wunder also, daß Baldwin die Nutzung des Internet eher restriktiv handhabt: "Deshalb können wir nicht in großem Maße durch das Netz 'surfen'. Immerhin können wir es nutzen, um an Informationen zu gelangen, vor allem an aktuelle Neuigkeiten. Wir laden Auszüge aus britischen Zeitungen herunter und hängen sie für die 300 Einwohner aus."

Mehr Informationen über Tristan Da Cunha findet man auf der offiziellen Web-Site der Inselgruppe. Die Informationen stammen übrigens aus erster Hand - Autor des Textes ist Verwalter Brian Baldwin.

 
 
 

 
  © 1998 Werner Pluta, Newsboard.de; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 01/03 wp