Um dem abzuhelfen, schuf der Spiegel-Verlag den 'Tag'. Diese "digitale" Tageszeitung, die während der Olympischen Winterspiele in Nagano erstmals erschien, nutzt das weltweite Telekommunikationsnetz als Vertriebsnetz. Statt eine zentral gedruckte Auflage in alle Welt auszuliefern, wird 'Der Tag' dezentral ausgedruckt. Im Februar wurde 'Der Tag' in Hamburg, in Urlaubsorten in der Dominikanischen Republik und in Nagano getestet. Nach dem Erfolg dieses ersten Pilotversuches geht 'Der Tag', dem übrigens der erfolgreiche 'Spiegel'-Ableger 'ICExpress' zu Grunde liegt, ab September wieder an den Start. Diesmal allerdings an weniger exotischen Orten - neben den Hamburgern werden in der zweiten Runde die Berliner in den Genuß der Abendzeitung kommen, die sie an Shell-Tankstellen sowie bei Flughafen- und Bahnhofsbuchhandlungen erwerben können.

Die "Druckereien", von denen es in Berlin eine oder zwei geben wird, bestehen im Wesentlichen aus einem Computer mit angeschlossenem Laser-Drucker, der allerdings etwas leistungsfähiger ist als der für den Hausgebrauch. Wegen des relativ kurzen, innerstädtischen Vertriebsweges sind die Nachrichten frischer als die der konventionell gedruckten und vertriebenen Zeitung: Maximal eine Stunde nach Redaktionsschluß, also spätestens um 16:30 Uhr, liegt 'Der Tag' in den Verkaufstellen aus, unter anderem zehn Berliner Tankstellen und die Buchhandlung im Bahnhof Alexanderplatz.

Das inhaltliche Spektrum der Tageszeitung aus dem Laser-Drucker gleicht dem einer klassischen Tageszeitung mit Nachrichten aus den Ressorts Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Kultur und Unterhaltung; der Preis der in einer Auflage von etwa 5.000 Stück erscheinenden Zeitung wird zwischen 50 Pfennig und einer Mark liegen.