Eine gute Idee stürzt ab
 
 
  Erschienen in Net-Business, Ausgabe 8 vom 3. April 2000  
 
 
  Es wird ein Himmelsschauspiel der ganz besonderen Art, wenn die 72 Satelliten des Satellitennetzbetreibers Iridium gleichzeitig verglühen. Das ist vermutlich von jedem Platz auf der Erde zu sehen:- Iridium ist das einzige Telekommunikationsnetz, das auf dem gesamten Globus erreichbar ist, sogar auf den Polkappen.

Nach dem Bankrott der Iridium Mitte März ist das Schicksal der 72 Satelliten, die in 780 Kilometern Höhe über der Erde kreisen, ungewiss. Sollte sich kein Käufer finden, werden sie abgesenkt und verglühen in der Atmosphäre. Bis dahin wird Iridium-Anteileigener Motorola das Netz auf eigenen Kosten weiterbetreiben.

"Wir haben alle Kunden benachrichtigt", so eine Motorola-Mitarbeiterin. Das Unternehmen wolle den Dienst aber für einige Expeditionen aufrecht erhalten, die von Iridium abhängig sind, wie etwa die des Franzosen Jo Le Guen, der zurzeit allein vom Neuseeland nach Kap Hoorn rudert.

Dass sich noch ein Käufer für die Satelltien findet, ist wegen der hohen Kostem selbst für einen symbolischen Preis unwahrscheinlich. Nach Angaben von Motorola belaufen sich die Betriebskosten für das Netz auf etwa zehn Millionen Dollar im Monat. Hinzu kommt, dass alle Satelliten in den nächsten fünf Jahren ausgetauscht werden müssen. Sollte sich der Betrieb weiter als unrentabel erweisen, ist dann der Käufer für die Vernichtung der Satelliten zuständig - geschätzte Kosten: insgesamt fünf Millionen Dollar.

Die Idee für das Satelliten-Telefonienetz entstand vor etwa zehn Jahren. Als das Netz im November 1998 in Betrieb genommen wurde, waren die Geschäftsreisenden jedoch schon überall mit GSM-Handys erreichbar, due zudem gäünstiger waren. , vor dem grossen Mobilfunkboom. Doch was als Erfolgsstory geplant war, entpuppte sich als Serie von Flops: Bis zu diesem Zeitpunkt betrug das Minus auf dem Konto Iridium jedoch schon um die drei Milliarden Dollar. Für alternative Zwecke wie Internetzugang reicht die Kapazität der Satelliten nicht aus. So konnente auch Preissenkungen den Dienst nicht attraktiver machen. Am Endehatte Iridium zwischen 50.000 und 55.000 Kunden weltweit - "eine Null zuwenig", so Sabine Sienel, von der PR-Agentur Kaltwasser, die die Öffentlichkeitsarbeit von Iridium Deutschland betreibt.

Trotzdem glauben Iridium-Fans an einen Erfolg: "Der Markt für ein weltweit flächendeckendes Kommunikationsmittel wie Iridium ist da", mient Henning Gajek. Der Bad-Dürkheimer gründete die Initiative "Save Iridium" - doch die will kein Geld sammeln, sondern lediglich moralische Unterstützung spenden.

 
 
 

 
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