Ab Mitternacht tickt die NATO-Uhr
 
 
  Erschienen in der Berliner Zeitung am 11. Februar 1994. Es war eine Zeit des Bangens und Hoffens auf dem Balkan: Würde die NATO endlich eingreifen? Was würden die Verteidigungsminister beschließen? Wie ihre Schlüsse sanktionieren? Dann war es soweit: In Brüssel wurden Sanktionen beschlossen - und der Artikel flog aus der Spätausgabe zu Gunsten der Reaktionen aus den Hauptstädten.  
 
 
  Hauptadressat des NATO-Beschlusses sind die bosnischen Serben, die aus ihren Stellungen in den Bergen um Sarajevo die bosnische Hauptstadt beschießen. Der NATO-Beschluß soll die Friedensverhandlungen beschleunigen, die gestern in Genf fortgesetzt wurden.

Ziel ist, Sarajevo zu entmilitarisieren und so die Sicherheit der UNO-Schutzzone zu garantieren.

  • Die Forderung: Die serbischen Belagerer werden ultimativ aufgefordert, ihren schweren Waffen in einem Umkreis von 20 Kilometern rund um den Stadtkern abzuziehen oder unter UNO-Kontrolle zu stellen. Zugleich wird auch von den moslemischen Verteidigern der Stadt verlangt, ihre schweren Waffen abzugeben.
    Als schwere Waffen gelten Geschütze mit einem Kaliber von mehr als 17.2 Millimeter sowie Panzer, Mörser und Raketenwerfer.
  • Die Frist: Das Ultimatum beginnt am 10. Februar 24.00 Uhr GMT (MEZ: 11. Februar, 1.00 Uhr); es dauert zehn Tage, läuft also mit Beginn des 21. Februar ab.; eine Verlängerung der Frist wurde ausdrücklich ausgeschlossen.
  • Die angedrohten Maßnahmen:
    • Luftangriffe auf alle Stellungen mit schweren Waffen in einem Radius von 20 Kilometern vom Stadtzentrum Sarajevo;
    • ab sofort können Artillerie- und Mörserstellungen in und um Sarajevo bombadiert werden, von denen aus nach UNO-Erkenntnissen nichtmilitärische Ziele angegriffen werden; dies gilt auch außerhalb der 20-Kilometer-Zone.

Die griechische Regierung stellte klar, daß sie derartige Militäreinsätze weiterhin ablehnt. Athen verzichtete aber darauf , den Beschluß per Veto zu blockieren.

 
 

  © 1994 Werner Pluta, Berliner Zeitung; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 04/99 wp