"Wir brauchen einen staatlichen e-Beauftragten"
 
 
  Erschienen in Net-Business, Ausgabe 9 vom 17. April 2000  
 
 
  NET-BUSINESS: Sie wollen eine eine weiterte Initiative zur Förderung des Internets in Deutschland gründen. Wir haben schon mehrere - weshalb brauchen wir noch eine?

Bernd Holznagel: Um die bestehenden Initiativen zu koordinieren. Wir müssen wir Vision entwickeln, wie Deutschland die Herausforderung der Informationsgesellschaft bewältigen kann. Das ist ein gesellschaftliches Problem, aber hat der Staat hier eine Bündelungsfunktion.

N-B: Sollen die anderen Initiativen in Ihrer Task Force "Vision 21" aufgehen?

Holznagel: Das glaube ich kaum, da es sich hier nur um eine Koordinierungsstelle handelt.

N-B: Welche Aufgaben soll die Task Force haben?

Holznagel: Es gibt in Deutschland sehr viele Blockaden und Paralysen - die soll Task Force aufbrechen. Ein anderes Problem sind die hohen Kosten für die Internet-Nutzung: Die Task Force könnte die Initiative der Bibliotheken unterstützen, öffentliche Internetterminals einzurichten, und sich für die Flarate einsetzen. Außerdem muss festgestellt werden, welche gesellschaftlichen Gruppen von der digitalen Entwicklung abgekoppelt zu werden drohen, und diese entsprechend zu unterstützen. Wenn zu viele Bürger von der digitalen Revolution ausgeschlossen sind, so birgt das Gefahren für den Staat, und für die Wirtschaft in sich.

N-B: Wer soll der Task Force angehören?

Holznagel: Die Initiativen seitens der Regierung müssen gebündelt werden. Deshalb muss eine ministerienübergreifende offene Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die zu einzelnen Themen Wissenschaftler oder Wirtschaftler hinzuzieht. Es wäre aber unklug, konkrete personelle Vorschläge zu machen. Darüber müssen die Ministerien oder das Kanzleramt entscheiden.

N-B: Und wer soll für die Task Force zuständig sein?

Holznagel: Um hier Kompetenzstreitigkeiten zu vermeiden, schlagen wir vor, einen E-Beauftragten zu berufen. Der sollte die Koordinierung übernehmen und eine Vision ausarbeiten. Entscheidungskompetenz hätte er nicht. Aber über Zuständigkeiten möchte ich hier nicht diskutieren. Auch nicht daüber, wer e-Beauftragter werden könnte. Das muss die Regierung entscheiden.

N-B: Wieso liegt Deutschland in Sachen Wrold Wide Web so weit zurück?

Holznagel: Wenn ich die Entwicklung den USA betrachte: Mein Onkel Ed ist 75 Jahre alt und tobt durch das Internet wie ein Schuljunge. Von meinem Schwiegervater, der im gleichen Alter ist, kann ich mir das so nicht vorstellen. Das ist eben auch ein gesellschaftliches Problem.

 
 
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  © 2000 Werner Pluta, Net-Business; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 08/03 wp