HipHop-Metal von einem sprechenden Pferd

Die Kreuzberger Band Mr. Ed Jumps The Gun im SO 36

 
 
  Erschienen in der Berliner Zeitung am 27. Januar 1995. Diesen Text finden Sie auch im Internetangebot der Berliner Zeitung.  
 
 
  Crossover aus HipHop und Metal ist in. Im Gefolge der Beastie Boys feierten Bands wie Rage Against The Machine oder Clawfinger mit diesem Sound schon große Erfolge. Kein Wunder also, daß sich inzwischen auch hierzulande Musiker dieser Stilrichtung zuwenden.

Der neueste HipHop-Metal-Act stammt aus Kreuzberg und hat soeben die erste Scheibe vorgelegt. Mr. Ed Jumps The Gun heißt die Band, die sich nach einer US-Comedy-Serie benannt haben, in der es um ein sprechendes Pferd geht. Überschrieben ist das Werk mit "Boom! Boom!" (erschienen bei EMI) und enthält, neben einem Spendenaufruf für das erste bandeigene Rennpferd, zwölf ziemliche abgefahrene Nummern, mit denen sich die Band kaum hinter den Trendsettern dieser Stilrichtung verstecken muß.

"To jump the gun" bezeichnet einen Fehlstart beim Pferderennen. Allerdings handelt es sich bei dieser Musik keinesfalls um einen solchen. Wer auf dieses Pferd wettet, hat auf den richtigen Gaul gesetzt. Kaum hat der Song angefangen, galoppieren die Grooves schon über die Gegengerade. Hier braucht man keine Sporen zu geben. Eher muß man aufpassen, daß Mr. Ed nicht durchgeht.

Geradezu furios rappt sich der sprechende Comedy-Gaul durch den Rock 'n' Roll-Klassiker "Wild Thang". Der inzwischen doch reichlich angestaubte, viel zu oft gecoverte Titel wird in der Mr. Ed-Version wieder zu dem Knaller, der er zur Zeit seiner Entstehung gewesen ist.

 Dabei sind die Beats und Grooves alle handgemacht. Eigenhufig sozusagen. Keine Samples und andere technische Spielereien verunzieren die Musik. Mr. Ed haben die Gefilde von Punk, Metal und HipHop gnadenlos abgegrast und anschließend verarbeitet.

Heraus kam Crossover vom Feinsten, bei dem jeder Huf ins Zucken gerät. Nicht nur der von Pferdeliebhabern.

 
 
  Record Release Party, heute abend ab 21 Uhr, im SO 36.  
 
 

  © 1995 Werner Pluta, Berliner Zeitung; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 04/99 wp