Kleiner Sänger mit großer Stimme: Glenn Danzig
 
 
  Erschienen in der Berliner Zeitung am 27./ 28. Mai 1995. Diesen Text finden Sie auch im Internetangebot der Berliner Zeitung.  
 
 
  In jeder Schulklasse gibt es kleine Jungen, die gehänselt werden. Glenn so einer. Darum beschloß Klein-Glenn, es ihnen zu zeigen - und wurde kurzerhand Rock-'n'-Roll-Star. Er legte noch mal eben einen Zwischenstop im örtlichen Fitness-Studio ein, um dort seine mangelnde Körpergröße mit Körperumfang zu kompensieren. Um das Image abzurunden, studierte er schließlich vor dem Spiegel noch Böse-Jungens-Posen ein.

Heute hat es der nur 1,60 Meter große Glenn Danzig geschafft, keiner lacht mehr über ihn. Das liegt auch an der Musik, mit der der Mann im schwarzen Dreß seit sieben Jahren die Welt beglückt. Gekonnt gespielter Mid-Temp-Metal mit schweren spannungsgeladenen Gitarren- und Baßriffs und intelligenten Texten, dazu die suggestive Stimme des Namensgebers verfehlen ihre Wirkung nicht. Danzig wurde sogar schon gefeiert als die Reinkarnation von Jim Morrison und mit dem King of Rock 'n' Roll selbst verglichen.

Live schließlich entfesselt der Frontmann unglaubliche Energien. Spätestens nach dem dritten Stück reißt er sich das T-Shirt vom Leib und präsentiert seine Muskelpracht. Also Danzig anschauen und John Bon Jovi oder Axl Rose vergessen. Die träumen nämlich des Nachts auch nur neidisch von Glenn Danzigs Posen.

 
 
  Sonntag, 21 Uhr, Huxley's Neue Welt.  
 
 

  © 1995 Werner Pluta, Berliner Zeitung; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 04/99 wp