Tour de Cinema

Stattreisen Berlin bietet eine Tour durch 100 Jahre Kinogeschichte

 
 
  Erschienen im "tip", Heft 5/96.  
 
 
  Als "Paläste der Zerstreuung" bezeichnete Siegfried Kracauer 1926 die großen Berliner Lichtspielhäuser; sie als Kinos zu bezeichnen, sei geradezu "despektierlich". Er meinte die großen Kinos wie den Ufa-Palast in den Wilhelmshallen, das Marmorhaus oder den Mozartsaal am Nollendorfplatz, heute die Diskothek Metropol. 100 Jahren Kino- und Stadthistorie bietet die etwa dreistündige Tour Berliner Lichtspiele - Kinolandschaften in Ost und West von "Stattreisen Berlin e.V." Vom neuen Westen, wo das Kino für das gehobene Bürgertum salonfähig gemacht wurde, geht es über den Potsdamer Platz, an dem in den fünfziger Jahren Grenzkinos die Bewohner des Ostteils mit den Produktionen des Klassenfeindes lockten, nach Mitte. Dort, in der Münzstraße, standen einst die wilden Kinos. Hier gab es weder 1000 Sitzplätze, noch Kaiserlogen, hier drängten sich die einfachen Leute in kleinen Kintopps, in denen es nach Schweiß und Erbsensuppe roch. Kinos nach dem Geschmack von Siegfried Kracauer und Ernst Lubitsch, der nach Schulschluß manchen Nachmittag im Münztheater oder in anderen Ladenkinos verbrachte. Doch Vorsicht! Bei den herrschenden Temperaturen verwandelt sich die Kinostadt leicht in "Die weiße Hölle am Piz Palu". Warme Klamotten und dicke Schuhe nicht vergessen!  
 
 

 
  © 1996 Werner Pluta, tip; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 11/02 wp