Restriktive Internet-Politik in der VR China

Ein chinesischer Informatiker wurde in Shanghai inhaftiert, weil er 30.000 E-Mail-Adressen an ein Dissidenten-Magazin weitergegeben hatte.

 
 
  Erschienen im inzwischen abgeschalteten Online-Nachrichtenangebot Newsboard.de am 30. Juli 1998.  
 
 
  China gehört zu den Staaten im Internet, die am stärksten auf eine Regulierung des Internets setzen. Den Shanghaier Informatiker Lin Hai könnte diese rigide Politik einen hohen Preis kosten. Er hatte dem in den USA produzierten Internet-Magazin Da Can Kao (VIP Reference), das für Demokratie in China eintritt, 30.000 chinesische E-Mail-Adressen zur Verfügung gestellt. Gegen den im April verhafteten Lin wird jetzt in Shanghai das Verfahren eröffnet. Ihm drohen mindestens zehn Jahre Gefängnis oder sogar die Todesstrafe. Das Verfahren gilt als das erste politische Gerichtsverfahren gegen einen Internet-Nutzer.

Nach Angaben einer Menschenrechtsgruppe haben die Behörden nach dem Clinton-Besuch Anfang Juli die Kontrollen im Internet verstärkt. Die Betreiber des chinesischen Online-Magazins Tunnel wurden am Montag in der zentralchinesischen Provinz Jiangxi verhaftet, ihre Site wurde von der chinesischen Cyber Police gesperrt. Die Shanghaier Internet-Fahnder, die kürzlich um 150 Computer-Experten verstärkt wurden, hatten außerdem die Internet-Zugänge einiger Surfer gesperrt oder deren Rechner beschlagnahmt.

 
 
 

 
  © 1998 Werner Pluta, Newsboard.de; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 01/02 wp